„Wir leben in einer Zeit, in der wir wieder lernen müssen, eine größere Unsicherheitstoleranz zu entwickeln“. Schon 2017, drei Jahre vor der Corona-Krise, vertrat die Philosophin Natalie Knapp angesichts der Gewissheit der vorherrschenden Klimakrise diese Meinung. Damals schien es noch undenkbar, dass die ganze Welt in einem Moment angehalten werden könnte.
Heute, nach den Erfahrungen des Lockdowns und angesichts der Möglichkeit einer Wiederholung, stelle sich die Frage nach gesellschaftlichen und individuellen Strategien der Bewältigung. Die tröstliche Botschaft: Unsicherheit bedeute nicht, dass zwangsläufig etwas Schlimmes passieren müsste. Sie bedeute lediglich, dass sich die Menschheit in einem kreativen Prozess befinde, in dem es um Wertschätzung des Erreichten ebenso gehe wie um Aktivierung der eigenen Kraftreserven für das Erleben von Gegenwart und Zukunft.
In diesem Zusammenhang könne es hilfreich sein, sich vermehrt in Lebensbereiche zu begeben, die von der Krise nicht betroffen seien – Momente in der Natur, ein Eintauchen in die Kunst, körperliches Erleben im Sport oder die Zuwendung in zwischenmenschliche Beziehungen. Denn das, was wirklich zähle, bleibe auch in der Krise unangetastet.
Ein ausführliches Interview mit Natalie Knapp findet sich in der Wochenendausgabe der Salzburger Nachrichten vom 3. Oktober 2020.